Weltkulturerbe Reisterrassen

Weltkulturerbe Reisterrassen

Kennen Sie Jatiluwih? Oder wissen Sie, was eine „Subak“ ist? Wahrscheinlich nicht. Es sei denn, Sie waren schon mal dort oder Sie lesen regelmäßig die Berichte darüber, was als Weltkulturerbe anerkannt worden ist.

Dann hätten Sie den Namen sogar in deutschen Medien gefunden und erfahren, dass die UNESCO 2012 das über 1000 Jahre alte Bewässerungssystem der Reisefelder in Jatiluwih („Subak“) im Nordwesten Balis in das Weltkulturerbe aufgenommen hat. Wir erfuhren es im November 2014 über unsere Tageszeitung, und sofort reifte in uns der Plan: Da müssen wir hin! Gesagt, getan. Eine Email an www.sanggiri.com, Termin vereinbart mit Yunsar Lumakeki für Sommer 2015, und bis dahin warten und Informationen sammeln.

Beginnen wir mit ihm, mit Yunsar Lumakeki. Er begrüßte uns in perfektem Deutsch und erzählte uns während der Wanderung durch „sein“ Jatiluwih seine halbe Lebensgeschichte. Yunsar hat Flugzeugbau studiert und in Bremen gearbeitet. Seit etlichen Jahren ist er aber nur noch eins – Marketingchef, Unternehmer, Fremdenführer und vor allem Visionär im Dienste der großen balinesischen Tradition der Suwaks, der Reisfelder.

Yunsar und Rolf bei der Wanderung durch die Felder

„Ein Reisfeld ist nicht einfach ein Stück Land“, erklärt er uns bei unserer Wanderung über die schmalen Dämme zwischen den Feldern, „ein Reisfeld ist ein Ort, an dem viele Hände dafür sorgen, dass Nahrung wächst, dass das Leben erhalten wird!“ Und alles hängt am Wasser. Schon vor über 1000 Jahren haben die Menschen an den Berghängen begonnen, das Wasser in einem ausgeklügelten System von Tunnelröhren und Kanälen aus den Bergen in die Reisterrassen zu leiten. Das kann nicht einer allein, auch nicht eine einzelne Familie. Das gelingt nur, wenn sich eine Gemeinschaft bildet und für das gemeinsame Ziel arbeitet. Und deshalb stellt das Bewässerungssystem von Jatiluwih, die genossenschaftliche Subak,  sowohl wegen der -modern ausgedrückt- Ingenieurleistung, die es erdacht hat, als auch wegen der sozialen Kraft der Genossenschaften, die es am Leben erhalten, einen bemerkenswerten Teil des Weltkulturerbes dar.

Wenn die Terrassen zu schmal sind, muss der Boden manuell vorbereitet werden

„Wenn jemand seine ’sawah“, sein Reisfeld, ein Jahr nicht bebaut, fliegt er raus aus der Genossenschaft“, erklärt Yunsar mit Nachdruck, „und wenn er sich nicht an den Instandhaltungsarbeiten für das Bewässerungssystem beteiligt, fliegt er auch raus! Anders kann das alles nicht funktionieren!“ Und es funktioniert, aber nicht nur wegen des sozialen oder ökonomischen Drucks, sondern weil hier wie fast überall auf Bali die Religion die entscheidende Begründung liefert. Mensch, Natur und Götter – sie bilden eine Einheit. Am deutlichsten wird das vielleicht daran, dass es auf jedem Feld  zumindest einen kleinen, manchmal nur sehr unscheinbaren Schrein für die Reisgöttin Dewi Sri gibt. Sie symbolisiert wie die römische Göttin Demeter in der europäischen Antike das Leben, das Gedeihen, die Fruchtbarkeit.

Einer der vielen Schreine für Dewi Sri

Ausdrücklich diesen Dreiklang der Tri Hita Karana, des dreifachen Glücks, hat die UNESCO gewürdigt, nicht nur die Kunst der Bewässerung. Um das zu verstehen, muss man wahrscheinlich Jatiluwih gesehen, mit den Menschen gesprochen, eine hinduistische Zeremonie erlebt haben. Im Anblick endloser europäischer Maisfelder oder in Verbindung mit dem Begriff „Agrarindustrie“ fällt das allerdings wahrscheinlich schwer!

Hier finden Sie die lesenswerte Begründung der UNESCO:  http://whc.unesco.org/en/list/1194

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